Lehrjahre und meine eigenen, künstlerischen Entdeckungen lassen mir, dem Violinespieler mein Repertoire stets zu entfalten. Schon vor ein paar Jahren habe ich meine Interessen der Barocke Musik gewidmet, dies Repertoire wurde um zahlreiche Instrumentalwerke aus dieser Epoche bereichert. In fast jedem großen Zentrum auf der Landkarte der europäischen Musik haben die Künstler, die auch Komponisten waren, einen eigenen, sich durchdringenden Stil entwickelt. Während der Studienzeit versuchte ich, daran herangehen. Wichtige Violinkonzerte der barocken Periode komponierten u.a.: A. Vivaldi, J.S. Bach, J.G. Graun, J.M. Leaclaire und A. Ragazzi. Besondere Inspirationsquelle sind für mich die Solosonaten mit Continuo, angefangen von im Frühbarock komponierten, italienischen Werken (G.A. Pandolfi Mealli, G.B. Fontana), über die deutsche und österreichische Schule (Franz und Georg Benda, J.G. Graun, H.I.F. von Bieber, J.H.Schmelzer), einschließlich des Empfindsamen Stils (J.S. Bachs Söhne).
Improvisation spielt eine wesentliche Rolle in Alter Musik. Sie macht Musik lebendig und verleiht jeder Aufführung einen anderen Klang. Meisterhafte Kadenzen bei italienischen Konzerten (sog. Capriccio), Diminutionen und zahlreiche Verzierungen geben die Möglichkeit, den Musikraum auf eine kreative Art und Weise zu schaffen. Die Lektüre der Abhandlungen, Quellenmaterialien und der Beispiele von Ornamenten, welche Komponisten zu damaligen Zeiten ausschrieben, als auch Jazzmusik hilft mir, diesen Aspekt in der Musik der früheren Zeiten zu entdecken. Auf dem Bild links/rechts sieht man eine durch Corelli geschriebene Melodie (mit unglaublicher Anhäufung von Ornamenten).
Bei den Aufführungen von klassischen Musikbeispielen werden moderne Instrumente benutzt. Daran ist man gewissermaßen gewöhnt; desto überraschender und erfrischender wirkt Musik, auf Originalinstrumenten oder originalgetreuen Kopien gespielt! Die Komponisten schufen ihre Musikwerke mit dem Gedanken an bestimmte Instrumente im Hintergrund. Die Sonaten der klassischen Zeit als auch der späteren Musikperioden, auf z.B. historischem Pianoforte oder auf Geigen mit Darmseiten (im allgemeinen Gebrauch bis zu 1945) aufgeführt, zeigen ernorme Vielfalt an Töne und Klänge. Bei den gegenwärtigen Konzertaufführungen nimmt Klavier (über zwei Jahrhunderte wurde sein Volumen deutlich vergrößert) den zentralen Platz, wobei Violine einen Nebenplatz besetzt. Bei der Aufführung mit historischem Fortepiano wird dieses Problem im Keim gelöst.
Seit Anfang meiner Studien in den Niederländern suchte ich nach Musikern, die zusammen mit mir ein Streichquartett bilden und auf historischen Instrumenten spielen könnten. Nach einigen Monaten musste ich leider feststellen, was für schwierige Aufgabe setzte ich mir als Ziel. Schlussendlich begann ich, selbst das Bratschespiel zu lernen. Nach schwierigen Anfängen sammelte ich jedoch neue Erfahrungen und hatte die Möglichkeit, zentrale Stimmen zu spielen. Zurzeit bereitet mir das Bratschespiel, sowohl in barocker Stilistik als auch in klassischer Kammermusik eine große Freude.
Das Fibonacci Streichquartett wurde von Absolventen des Koninklijk Conservatorium Den Haag (Niederlande), der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig (Deutschland) und der Akademia Muzyczna im. Karola Szymanowskiego in Katowice (Polen) gegründet. Das Zentrale Interesse des Ensembles gilt kammermusikalischen Werken des 18. und 19. Jhs., gespielt auf Originalklang-Instrumenten. Die Wahl der Instrumente und das Wissen und Forschen um die historisch informierte Aufführungspraxis ermöglicht es den Musikern, den Ideen der unterschiedlichen Komponisten so nah wie möglich zu kommen. Dieser Weg ist ein Weg, der Nähe und Authentizität sucht und das Publikum auf diesen Weg einlädt.